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BUDDHISMUS IN CHINA

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Buddhismus in China
 
Die Übernahme des indischen Buddhismus in China erfolgte in verschiedenen Phasen. Fast ein Jahrtausend wirkte er in China, bis die schweren Verfolgungen des buddhistischen Mönchswesens und die Zerstörungen und Säkularisierungen der Statuen und Klöster im 9. Jahrhundert n. Chr. zahlreiche Traditionen unterbrachen und gleichzeitig die Islamisierung Zentralasiens und Nordindiens die beiden Kulturkreise China und Indien voneinander abschnitt. In den darauf folgenden Jahrhunderten dominierten die Schulen chinesischer Prägung. Trotz der fremden Herkunft, die dem traditionsverhafteten China stets bewusst blieb, konnte der Buddhismus in allen Gesellschaftsschichten Einzug finden und trug zu einer Veränderung des gesamten kulturellen Spektrums bei.
 
Die erste Ankunft des Buddhismus in China lieferte den Stoff für zahlreiche Legenden. Aus historischer Sicht wurde mit der Ausweitung des Einflussbereichs des chinesischen Kaiserreichs bis nach Zentralasien hinein unter Kaiser WuWu in der frühen Han-Zeit (140 bis 86 v. Chr.) die Grundlage für einen Kontakt mit der indischen Religion geschaffen. Das erste Dokument für einen Nachweis buddhistischer Tätigkeit in China stammt jedoch erst aus dem Jahr 65 n. Chr. In der Zeit der späten Han-Dynastie (25 bis 220 n.Chr.) war der Buddhismus im Wesentlichen unter den fremdländischen Händlern verbreitet. Sein latent wachsender Einfluss lässt sich in den sich formierenden daoistischen Gemeinwesen Ende der Han-Zeit erkennen. Die ersten Übersetzungen buddhistischer Texte ins Chinesische hatten Ordensvorschriften, Atemtechniken, Heilpraktiken und Meditationsanleitungen zum Inhalt. Man versuchte, der Fremdheit der indischen Lehre mit einer Einordnung in die eigene chinesische Tradition zu begegnen, indem man Buddha zu einem Jünger von Laozi erklärte.
 
Eine Auseinandersetzung mit den spekulativen Gedanken des Buddhismus - der Erlösung, dem Kreislauf der Wiedergeburt, der Substanzlosigkeit alles Seienden -, die dem chinesischen Denken fremd waren, erfolgte erst im 3. und 4. Jahrhundert n. Chr., als mit der Zivilisierung Zentralasiens entlang der Seidenstraße in den daran angrenzenden Ländern große buddhistische Zentren entstanden, die die Brückenfunktion von Indien zu China verstärkten und einen konstanten Austausch ermöglichten. Die bekanntesten buddhistischen Missionare dieser Zeit stammten aus Ländern wie Parthien und Sogdien, was in den chinesischen Quellen an ihren Familiennamen zu erkennen ist. Mit dem Verlust des chinesischen Kernlands im Norden an Fremdvölker kam es zu unterschiedlichen Entwicklungen in den südlichen und nördlichen Reichen. Die Fremdvölker im Norden sahen im Buddhismus eine Alternative zu den rein chinesischen Lehren, die den intellektuellen Bedürfnissen des Staates gerecht werden konnte. Hier ging aus dem Buddhismus eine mächtige Kirche hervor. Im Süden fand die buddhistische Lehre Eingang in den Häusern und Gesprächszirkeln des gebildeten Landadels, der, fasziniert von seiner intellektuellen Klarheit dieser Lehre, den Buddhismus als Mäzen zu fördern begann. Mit der Einigung des chinesischen Reiches im 6. Jahrhundert n. Chr. lösten sich die unterschiedlichen Organisationsformen auf.
 
Aus der Sicht der buddhistischen Philosophiegeschichte stellte die Zeit des Mönches Kumarajiva und des von ihm geleiteten enormen Projektes der Übersetzung von 35 wichtigen Sanskrittexten ins Chinesische zu Beginn des 5. Jahrhunderts n. Chr. eine neue Phase in der Übernahme des Buddhismus dar. Mit der wachsenden Bedeutung des spekulativen Buddhismus ergab sich die Notwendigkeit, sich von der bisher praktizierten Übersetzungstechnik, Anleihen an Termini der chinesischen Philosophie zu machen, abzuwenden, um die Unterscheidung zu den daoistischen und konfuzianischen Lehren deutlich zu machen und das Verständnis der buddhistischen Lehre nicht zu verstellen. Die Kenntnis verschiedener buddhistischer Schulrichtungen und ihrer grundlegenden Texte führte auch in China zu einer Aufsplitterung in Sekten. Dabei dominierten die Lehren des Großen Fahrzeugs, Mahayana (chinesisch: Da sheng), das eine Erlösung durch die Gnade Buddhas predigte, das Bodhisattvatum verehrte und in seinen Lehren die Immanenz Buddhas im Menschen vertrat, über die Lehren des Kleinen Fahrzeugs, Hinayana (chinesisch: Xiao sheng), das die Transzendenz beibehielt und eine Erlösung allein durch eigene Anstrengung lehrte. Der Verlust zahlreicher buddhistischer Werke und Übersetzungen in den Wirren des ausgehenden 6. Jahrhunderts führte unter der Sui-Dynastie (590 bis 617) zu einer Sammlung und Sichtung der Texte und zu einer Systematisierung der verschiedenen Lehren, was sich als ein wesentlicher Schritt im Sinisierungsprozess des Buddhismus erwies.
 
Die Reichseinigung der Sui im 6. Jahrhundert läutete das Ende der bis dahin sehr unabhängigen Stellung der buddhistischen Klöster ein. In der sich anschließenden Tang-Dynastie (618 bis 907) war der Buddhismus von staatlicher Förderung abhängig, zeigte jedoch intellektuell und auf dem Gebiet der Kunst und Literatur seine größte Entfaltung. In kurzer Abfolge blühten und verblassten verschiedene Schulrichtungen und spekulative Systeme. Die bekanntesten sind die kontemplativ ausgerichtete Tiantai-Schule, die sich auf das Lotossutra stützte und die Erlösung aller Wesen betonte, die Huayan-Schule, die das Avatamsakasutra als Textgrundlage hatte und eine monistische All-Einheits-Lehre verkündete, die idealistische Wei-shi-Schule (Yogacara) und der esoterische Tantrismus (Mi chiao), in dessen Ritual magische Traditionen einflossen und der eine Erlösung im hiesigen Leben anstrebte. Während die sinisierten Systeme Tiantai und Huayan im Meditationsbuddhismus (chan, eine phonetische Übersetzung des Sanskrit-Begriffes »dhyana« = mystische Versenkung) weitergelehrt und die Rituale des Tantrismus in den Volksreligionen aufgenommen wurden, geriet die Yogacara-Lehre in Vergessenheit.
 
Der rasche Niedergang der tangbuddhistischen Schulen zeigt, wie wenig diese in der chinesischen Gesellschaft Fuß gefasst haben. Es war zwei anderen Schulen vorbehalten, den Buddhismus über die Tang-Zeit und die Phase der Übernahme der Lehren aus Indien hinaus in China zu vertreten: dem Meditationsbuddhismus (chan) und der eschatologischen Lehre des Reinen Landes (jingtu). Beiden Richtungen ist die Abkehr vom Studium der schriftlichen Tradition des Buddhismus als Voraussetzung zur Erleuchtung gemeinsam. Der Chan-Buddhismus zeigte - zumindest in seinen Anfängen - eine grundsätzliche Abneigung gegen Schriftlichkeit jeglicher Art und konzentrierte sich allein auf die Praxis. Die notwendige sprachliche Formulierung der Lehre des Chan-Buddhismus, die eine Vielzahl von Paradoxa und Bildern beinhaltet, war dem philosophischen Daoismus entliehen. Nach der Lehre der Schule des Reinen Landes, die eine strenge Gläubigkeit predigte, war eine Erlösung schon mit der Anrufung des Namens des Buddha Amitabha, der über das Paradies des Reinen Landes regierte, möglich. Beide Richtungen konnten auch außerhalb des Klosterwesens von Laien praktiziert zu werden.
 
Zweihundert Jahre nach den Verfolgungen hatte sich der Buddhismus erholt und erneut ein großes Klosterwesen aufgebaut. Anders als in der Tang-Dynastie war das geistige Klima unter den Beamten am Hof in der Song-Zeit im Wesentlichen vom Konfuzianismus bestimmt, wenn auch die Klöster ihre Funktion als Zentren der Gelehrsamkeit beibehielten. Der Einfluss des Buddhismus auf den im Lauf der Song-Dynastie (960 bis 1279) immer stärker werdenden Neokonfuzianismus, der seine Basis in den kulturellen Zentren außerhalb der Hauptstadt besaß, ist deutlich zu erkennen. Für viele in den konfuzianischen Schriften ausgebildete Beamtengelehrten waren Konfuzianismus und Buddhismus durchaus vereinbar, das konfuzianische Ethos verband sich mit der buddhistischen Meditationspraxis. In der Ming-Zeit (1368 bis 1643) verwischten sich die Grenzen zwischen dem Meditationsbuddhismus und den idealistischen Zweigen des Neokonfuzianismus ganz. Die buddhistische Lehre erlebte eine Verweltlichung und ging in Volksreligionen auf. Einer der populärsten Götter dieser Religionen wurde der Bodhisattva Avalokiteshvara (chinesisch: Guanyin pusa), der seit der Tang-Zeit auf Bildern und Statuen mit femininen Zügen ausgestattet wurde und im chinesischen Buddhismus eine der Verehrung Marias im Katholizismus vergleichbare Stellung einnahm. Die messianische Lehre von der Wiederkunft des Buddhas Maitreya findet sich in abgewandelter Form in Lehren von Geheimgesellschaften und in Ideologien von Volksbewegungen wieder. Damit verschob sich in der Ming-Zeit das Gewicht des Buddhismus immer mehr vom Klerus auf das Laientum.
 
Erst mit dem Ende der Qing-Dynastie (1644 bis 1911) und dem offensichtlichen Unvermögen des Konfuzianismus, den neuen aus dem Westen stammenden Lehren ein geistiges Gegengewicht zu bieten, erlebte die buddhistische Lehre eine intellektuelle Wiederentdeckung. Mit dem unter japanischer Hilfeleistung zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegründeten buddhistischen Zentrum in Nanjing sind viele herausragende moderne Denker verbunden. Eine Renaissance erlebte vor allem der Yogacara-Buddhismus wegen seiner analytischen Erkenntnistheorie, die man als dem chinesischen Denken fremd betrachtete. Während die Wiederbelebung des philosophischen Buddhismus auf die Intelligenz Chinas einen großen Einfluss ausübte, war es doch eher der volkstümliche Buddhismus, der die kommunistische Regierung dazu bewog, die buddhistische Lehre in China nicht zu bekämpfen, sondern mit der Gründung der buddhistischen Studiengesellschaft in kontrolliertem Maß zu fördern.
 
Dr. Dennis Schilling
 
Literatur:
 
Schmidt-Glintzer, Helwig: Geschichte der chinesischen Literatur. Die 3000jährige Entwicklung der poetischen, erzählenden und philosophisch-religiösen Literatur Chinas von den Anfängen bis zur Gegenwart. Bern u. a. 1990.


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