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CHRISTLICHE PHILOSOPHIE

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chrịstliche Philosophie
 
[k-], in der weitesten Bedeutung die Philosophie, deren Gehalt durch die christliche Offenbarung und die Auseinandersetzung mit ihr geprägt ist und deren Gestalt nicht denkbar ist ohne die Veränderung, die die christliche Religion in der abendländischen Denkgeschichte bewirkt hat (sofern sie keine wesentliche Offenbarungsinhalte verwirft oder ihnen entgegensteht). Auch die moderne Transzendentalphilosophie ist in ihrer Eigenart formal noch durch das christliche Bewusstsein bestimmt. Sie wird häufig als säkularisierte Gestalt christlicher Innerlichkeit und die moderne Geschichtsphilosophie als säkularisierte Gestalt heilsgeschichtliche Eschatologie angesehen.
 
Im klassischen Sinn christlich ist jene Philosophie, die das Christentum als geschichtliche Erscheinung voraussetzt und im positiven Verhältnis zur Offenbarung steht, ohne dadurch ihren Anspruch, als Vernunftwissenschaft zu gelten, aufzugeben: die Philosophie der ausgehenden Antike und des christlichen Mittelalters: Patristik (besonders Klemens von Alexandria, Origenes, Augustinus), Scholastik (Thomas von Aquino) und die Tradition ihrer Grundprobleme und Lösungsversuche in der Philosophia perennis sowie die christliche Mystik (Meister Eckhart).Christlich ist dieses Philosophieren 1) negativ: insofern es nicht mit dem klar formulierten Glauben der Kirche in Widerspruch steht; 2) formal positiv: durch seine Fassung des Verhältnisses von Glauben und Wissen, dessen reifste Form bei Thomas von Aquino erreicht ist. Glauben und Wissen (Natur und Gnade) werden nach Thomas scharf unterschieden in zwei Bereiche der Erkenntnis mit eigenem Objekt und eigener Methode. Während der Glaube das Wissen bewahrt, das zum Heil nötig ist, und seine Quelle allein die gnadenhafte Selbstmitteilung Gottes ist, bildet den eigentümlichen Gegenstand der Philosophie das Wesen der natürlichen Dinge; ihre Quelle ist das natürliche Licht der Vernunft; 3) inhaltlich positiv: Das christliche Philosophieren gewinnt neue Einsichten in die Transzendenz Gottes, die Endlichkeit und Geschaffenheit der Welt und in die Bestimmung des Menschen als freier Person.
 
In der mittelalterlichen Synthese von Glauben und Wissen bleibt der aus der Antike stammende Seinsbegriff der Metaphysik im Grunde unangetastet: Der Sinn von Sein wird auch in ihr bestimmt aus der Vernunft. Eine neue und radikale Weise christlichen Philosophierens liegt demnach dort vor, wo nicht mehr die Vernunft zur Grundlage des Sinnes von Sein wird, sondern die christliche Grunderfahrung, als freie Person angesprochen zu sein von der einmaligen und geschichtlichen Selbstmitteilung des Absoluten.
 
Die neuere Entwicklung seit der Reformation wird durch verschiedene Richtungen bestimmt: durch die Weiterentwicklung des scholastischen Denkens (R. Bellarmino, F. Suárez) auch innerhalb des Protestantismus (P. Melanchthon) und bis weit in das 18. Jahrhundert hinein; durch Verinnerlichungsbewegungen (B. Pascal, Port Royal), Pietismus (P. J. Spener); seit dem 19. Jahrhundert durch Neubesinnung auf die existenziellen Grundlagen des christlichen Denkens (besonders seit S. Kierkegaard). Der Neuthomismus, seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (F. Brentano, J. Maritain, É. Gilson, M. Grabmann), wird gestützt durch die Enzyklika Leos XIII. (1879). Er verbindet sich seit E. Husserl oft mit der Phänomenologie (Edith Stein u. a.). In der Gegenwart traten hervor: die katholischen Philosophen T. Haecker, M. Blondel, R. Guardini u. a., auf evangelischer Seite R. Niebuhr, P. Tillich u. a. Die mitteleuropäische Existenzphilosophie versteht sich weitgehend als christliche Philosophie (G. Marcel), während einzelne Existenzphilosophen (J.-P. Sartre) im Gegensatz zu ihr stehen.
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Existenz · Neuscholastik · Neuthomismus · Nominalismus · Patristik · Phänomenologie · Philosophia perennis · Realismus · Scholastik · Thomismus · Universalienstreit.
 
Literatur:
 
J. Maritain: Von der c. P. (a. d. Frz., Salzburg 1935);
 M. Blondel: La philosophie et l'esprit chrétien, 2 Bde. (Paris 1-41946-50);
 A. D. Sertillanges: Le Christianisme et les philosophies, 2 Bde. (Paris 21946);
 É. Gilson u. P. Böhner: Die Gesch. der c. P. (21952-54);
 Hans Meyer: C. P.? (1952);
 C. Tresmontant: Bibl. Denken u. hellen. Überlieferung (a. d. Frz., 1956);
 J. Friese: Die säkularisierte Welt. Triumph oder Tragödie der c. P. (1967);
 I. Lepp: Christl. Existenzphilosophie (a. d. Frz., 1968);
 
New themes in christian philosophy, hg. v. R. M. McInerny (Notre Dame, Ind., 1968);
 W. Weischedel: Der Gott der Philosophen. Grundlegung einer philosoph. Theologie im Zeitalter des Nihilismus, 2 Bde. (1972);
 R. Joly: Christianisme et philosophie. Études sur Justin et les apologistes grecs du 2e siècle (Brüssel 1973);
 H. Reinhardt: Die Sprachebenen Denken u. Glauben (1973);
 F. C. Copleston: Gesch. der Philosophie im MA. (a. d. Engl., 1976);
 C. Engling: Die Bedeutung der Theologie für philosoph. Theorienbildung u. gesellschaftl. Praxis (1977);
 U. Neuenschwander: Gott im neuzeitl. Denken, 2 Bde. (1977);
 U. G. Podskalsky: Theologie u. Philosophie in Byzanz (1977);
 
Transzendenz u. Immanenz, Philosophie u. Theologie in der veränderten Welt, hg. v. D. Papenfuss u. J. Söring (1977);
 
Philosophie u. Theologie in realer Dialektik. Briefwechsel E. Griesebach-F. Gogarten, 1921-22, hg. v. M. Freyer (1979);
 R. Schaeffler: Die Wechselbeziehungen zw. Philosophie u. Kath. Theologie (1980);
 B. Lakebrink: Die Wahrheit in Bedrängnis. Kardinal Siri u. der neue Glaube (Stein am Rhein 1986).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Abälard, der Logiker
 
Albertus Magnus, »Doctor universalis«
 
Anselm von Canterbury: Über die Erkennbarkeit und die Beweisbarkeit Gottes
 
Augustinus: Freiheit und Gnade
 
Averroismus: Die Einzigkeit des Intellekts
 
Duns Scotus und Wilhelm von Ockham: Über das Verhältnis von Theologie und Kirche
 
Eckhart und die Mystik
 
Humanismus: Die Würde des Menschen bei den frühen Humanisten
 
Johannes Scotus: Eine neue Konzeption der Welt und des Christentums
 
Naturwissenschaften und Glaube: Robert Grosseteste, Roger Bacon und Johannes Buridan
 
Nikolaus von Kues: An der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit
 
Philosophie: Die antiken Wurzeln mittelalterlichen Denkens
 
Ruusbroec und Devotio moderna
 
Thomas von Aquin: Die »Summe der Theologie«
 


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