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AMPHITHEATER: GLADIATORENKÄMPFE UND TIERHATZEN

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Amphitheater: Gladiatorenkämpfe und Tierhatzen
 
Gladiatorenkämpfe wurden mindestens schon drei Jahrhunderte lang veranstaltet, bevor der Bautyp des Amphitheaters überhaupt existiert hat. Sie hatten ursprünglich eine religiöse Komponente, da sie sich aus den Leichenspielen ableiteten, die bei der Bestattung eines Verstorbenen zur Versöhnung der Totengeister, den Manen, veranstaltet wurden. Zur Frage der Herkunft solcher Kämpfe stehen sich in der Forschung zwei Thesen gegenüber. Die eine geht davon aus, dass Gladiatorenkämpfe schon in etruskischen Grabmalereien der archaischen Zeit (6. Jahrhundert v. Chr.) wiedergegeben sind und dadurch ihr etruskischer Ursprung bezeugt ist. Die andere These vermutet die Anfänge in der lukanisch-kampanischen Region: In mehreren Grabmalereien aus Lukanien aus den Jahren 370 bis 330 v. Chr. sind nämlich Leichenspiele sowohl mit sportlichen Wettkämpfen als auch mit eindeutigen Gladiatorenkämpfen dargestellt. Da in diesen Malereien außerdem öfters die Heimkehr eines siegreichen, berittenen Kriegers in prächtiger Rüstung und eine Gruppe gefesselter Männer erscheinen, handelt es sich wahrscheinlich bei den dargestellten Gladiatoren um Kriegsgefangene, die durch die Kämpfe »hingerichtet« werden sollten.
 
Ein solcher Vorgang hat sich in Rom tatsächlich 264 v.Chr. auf dem Forum Boarium am Tiber ereignet, auch hier zusammen mit privaten Leichenspielen - nach den Quellen die ersten dortigen Kämpfe dieser Art - für einen vornehmen Römer. Später wurden zahlreiche Spiele mit Gladiatorenkampf von Privatpersonen ausgerichtet. Als Schauplatz diente seit 216 v. Chr. und dann bis in augusteische Zeit auch das Forum Romanum mit eigens errichteten und wieder abtragbaren Holztribünen. Erstmals 105 v. Chr. wurden die beim Volk längst beliebten Kämpfe von den beiden Konsuln durchgeführt und erhielten damit eine politische Komponente: Politiker suchten durch die kostenlosen Aufführungen die Gunst der Massen für Wahlen zu gewinnen. Caesar zum Beispiel ließ 320 Gladiatorenpaare antreten, und seit Augustus wurde die Ausrichtung der Spiele sogar auf Senatsbeschluss und auf Dauer an hohe Beamte delegiert.
 
In Rom wurde das erste Amphitheater aus Stein und Holz erst 29 v. Chr. auf dem Marsfeld gebaut. In jener Zeit hatte dieser von den Römern neu geschaffene Bautyp in Kampanien schon eine längere Tradition: Die ältesten massiven Amphitheater konnte man in den Städten Capua, Cumae und Liternum nachweisen. In Pompeji steht noch heute das relativ gut erhaltene Amphitheater, das zwischen 70 und 65 v. Chr. von den beiden höchsten Beamten der Stadt auf eigene Kosten erbaut wurde.
 
Außer verschiedenen Versionen der Gladiatorenkämpfe waren beim Volk die Kämpfe zwischen wilden Tieren und Menschen (venationes) oder zwischen Tieren allein beliebt, ebenso die Tierhatzen, bei denen lebende Menschen an Kreuze gefesselt wurden. Solche Spiele wurden im 2. Jahrhundert v. Chr. eingeführt, als es nach den Punischen Kriegen und der Niederwerfung Nordafrikas möglich wurde, Raubtiere in großer Zahl heranzuschaffen. Vor allem Verbrecher wurden nun zum Tode durch Tierkampf verurteilt und waren, ohne jede Chance für ihr Leben, billige Opfer für die Spektakel. Die Gladiatoren dagegen wurden mit größtem finanziellem Aufwand lange Zeit in besonderen Schulen ausgebildet und konnten ihre Kämpfe durchaus überleben: Manche überstanden mehr als 20 Kämpfe.
 
Nach dem Brand von Rom 64 n. Chr. begann unter Vespasian in den 70er-Jahren der Bau des Kolosseums, wie das Flavische Amphitheater wegen einer in der Nähe befindlichen, über 35 m hohen Bronzestatue Neros seit dem Mittelalter auch genannt wird. Titus weihte es im Jahr 80 mit einer hunderttägigen Feier ein. Obwohl das Kolosseum Vorbild für zahlreiche Theater wurde, die in der Folgezeit in fast jeder Stadt des Römischen Reichs gebaut wurden, blieb es mit einem Fassungsvermögen von etwa 50 000 Menschen für immer das größte Amphitheater. Schon an dieser Zuschauerkapazität zeigt sich, welche Bedeutung die in ihm abgehaltenen Veranstaltungen hatten. Der religiöse Gehalt und Bezug zum Leichenspiel war aber zumindest für die Menge längst verloren gegangen, auch wenn noch jetzt feierliche Prozessionen mit Götterbildern die Spektakel eröffneten.
 
Höchste Ingenieurkunst und Bautechnik sowie der Einsatz des Gussmauerwerks für Gewölbe ermöglichten den komplizierten, rundum frei stehenden Unterbau für den ovalen, ansteigenden Zuschauerraum (cavea). Nachdem früher - etwa noch in Pompeji - gewöhnlich ein natürlicher Hang und künstliche Aufschüttungen mit Stützmauern als Auflager für die Cavea dienten, wurde nun die Außenfassade umlaufend von einer Arkadenwand gegliedert und durch horizontale Mauerbänder in mehrere Geschosse geteilt. Die untersten Bögen dienten als Eingänge und waren wie die Eintrittsmarken nummeriert. Im Inneren liefen in jedem Geschoss parallel zur Außenwand ringförmig um die Cavea gewölbte Umgänge, von denen aus Treppen in die oberen Geschosse führten und von dort aus Zutritt zu den einzelnen Rängen der Cavea boten. In den Hauptachsen führten vier Sondereingänge - davon einer für den Kaiser - zu den Ehrenlogen. Die Cavea war keilförmig in Sektoren und horizontal in mehrere Ränge gegliedert. Am oberen Rand der Fassade befanden sich - wie schon in Pompeji - Vorrichtungen, um die Cavea mit Sonnensegeln bedecken zu können. Im Kolosseum wurde nachträglich unter dem mit Holz ausgelegten Boden der Arena ein kompliziertes Gefüge von Gängen und Gewölberäumen sowie große Öffnungen in den Boden eingebaut. Im Untergeschoss untergebracht waren Tierkäfige, die mit Flaschenzügen hochgezogen werden konnten, Landschaftskulissen und alle technischen Geräte. Auch diese unterirdischen Einbauten wurden von einigen Theatern übernommen, obwohl in den meisten Arenen die Tiere von außen hereingeführt wurden. Die Gladiatorenkämpfe selbst wurden erst im 5. Jahrhundert n. Chr. von Kaiser Valentinian III. endgültig verboten; Kämpfe zwischen wilden Tieren und Menschen sind jedoch noch bis ins 6. Jahrhundert bezeugt.
 
Dr. Dorothea Michel
 
Literatur:
 
Das alte Rom. Geschichte und Kultur des Imperium Romanum, bearbeitet von Jochen Martin. Mit Beiträgen von Jochen Bleicken u. a. Gütersloh 1994.
 Bianchi Bandinelli, Ranuccio: Rom, das Zentrum der Macht. Die römische Kunst von den Anfängen bis zur Zeit Marc Aurels. Aus dem Italienischen übersetzt von Marcell Restle. München 1970.
 Coarelli, Filippo: Rom. Ein archäologischer Führer. Aus dem Italienischen. Freiburg im Breisgau u. a. 41989.
 
Römische Kunst, herausgegeben von Bernard Andreae. Freiburg im Breisgau u. a. 41982.
 Simon, Erika: Augustus. Kunst und Leben in Rom um die Zeitenwende. München 1986.


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