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BIRMANISCHE SPRACHE UND LITERATUR.

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birmanische Sprache und Literatur.
 
Die Sprache der birmanischen Stämme gehört zur tibetobirmanischen Sprachfamilie; sie ist eine aus einsilbigen und unveränderlichen Wortelementen aufgebaute Tonsprache, deren Syntax von der des Chinesischen und der benachbarten Thaisprachen abweicht. Die birmanische Schrift ist (wie auch die der Pyu) auf indische Schriftsysteme zurückzuführen, wie auch das Birmanische eng verwandt mit dem Pyu ist.
 
Die ersten Zeugnisse der altbirmanischen Literatur setzten mit der Gründung der Pagandynastie (1044-1287) ein. Es sind Steininschriften meist buddhistischem Inhalts. Der älteste Text in birmanischer Sprache ist die als historische Quelle bedeutsame Myazedi-Inschrift vom Jahre 1113. Dieses viersprachige, in Birmanisch, Mon, Pyu und Pali abgefasste Dokument ermöglichte die Entzifferung der Pyuschrift. Gegenüber der Palifassung in Versen zeigt die birmanische Version in Prosa einfache Ausdrucksweise, begrenzten Wortschatz und uneinheitliche Rechtschreibung. Die meist anonymen Verfasser dieser und auch späterer Inschriften waren Angehörige der Königsfamilie und des Hofes, buddhistische Mönche und Mongelehrte.Handschriftliches Material in Form von Palmblattmanuskripten, für die eigene Bibliotheksgebäude errichtet wurden, liegt - allerdings sehr fragmentarisch und nur in Pali - schon aus der Paganzeit vor; die heute noch vorhandenen Palmblatthandschriften wurden überwiegend im 19. Jh geschrieben.
 
Nach dem Zusammenbruch der Pagandynastie (1287) unter dem Ansturm der Mongolen kam es während der politisch unruhigen Avaperiode (1365 bis Mitte des 16. Jahrhunderts.) zur nationalen Wiederbesinnung. Das Birmanische konnte seinen Platz als Literatursprache neben dem Pali als »Kirchen«- und Gelehrtensprache erobern und entwickelte eine eigene, über 50 Gedichtformen umfassende birmanische Reimkunst. So werden die den Jataka-Erzählungen entlehnten Vorgeburtserlebnisse des Buddha in der eigens dafür geschaffenen Literaturgattung des Lehrgedichts (»pyo«) nacherzählt. Es nimmt eine bevorzugte Stellung in der Erbauungsliteratur ein und erreicht in den »Zehn Vollkommenheiten« (»paramidogan«, 1491) und dem »Gebet um die Buddhaschaft« (»sutaunggan«, 1495) des Mönchsdichters Shin Silavamsa und in den Werken seines Zeitgenossen Shin Ratthasara seinen Höhepunkt. Daneben entwickelten sich lyrische Gattungen wie die historische Ballade (»egyin«), die besonders der Verherrlichung des regierenden Fürsten diente, das Preislied (»mogun«) und die Natur- und Liebesdichtung (»vadu«).
 
Die Prosa als literarische Form stand hinter der Poesie an Bedeutung stets zurück. Man verwandte sie vorwiegend für Abhandlungen aus den Gebieten der Naturwissenschaften, Astrologie, Rechtswissenschaft und für die Geschichtsschreibung. So gilt z. B. die »Chronik des Glaspalastes« (Hmannan yazawin), eine Chronik der birmanischen Könige von der legendären Frühzeit bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, als Beispiel bester birmanischer Prosa. Erst unter dem Einfluss westlicher Vorbilder und begünstigt durch die Einführung des Buchdrucks in Birma gegen 1870 fand der Roman Eingang in die birmanische Literatur.
 
Einen bedeutenden Platz nimmt das Drama ein. Es entwickelte sich aus volksreligiösen, dem Kult entlehnten Zwischenstücken, die zwischen pantomimischen Darstellungen der Lebensgeschichte des Buddha aufgeführt wurden, zu selbstständigen Theaterstücken und der freien Dramatisierung nichtbuddhistischer Stoffe aus der Mythologie und der Welt der Fabeln und Märchen.
 
Der Widerstand gegen die Kolonialmacht England, die leidvollen Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg und der seit Erlangung der Unabhängigkeit unternommene Versuch, sozialistische Staats- und Gesellschaftstheorien in die Wirklichkeit umzusetzen, haben ebenso wie die Verarbeitung neuzeitlicher naturwissenschaftlicher Erkenntnisse und die Übernahme moderner Massenmedien ein an westliche Stilmittel angelehntes, breites Spektrum der birmanischen Gegenwartsliteratur entstehen lassen. Ziel- und Wertvorstellungen des Buddhismus wurden dabei nie infrage gestellt, und die Pflege religiöser und historischer Themen sowie das Studium der klassischen Dichtkunst werden nach wie vor intensiv betrieben.
 
Literatur:
 
J. Okell: A reference grammar of colloquial Burmese, 2 Bde. (London 1969);
 K. Whitbread: An introduction to Burmese language and literature, in: Nachrichten der Gesellschaft für Natur- u. Völkerkunde Ostasiens (1969), H. 105;
 A. Esche: Wb. Burmesisch-Dt. (Leipzig 1976);
 D. Bernot: Dictionnaire birman-français (Paris 1978);
 E. Richter: Lb. des modernen Burmesisch (Leipzig 1983).


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