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CHEMIENOBELPREIS 1905: ADOLF VON BAEYER

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Chemienobelpreis 1905: Adolf von Baeyer
 
Der deutsche Wissenschaftler erhielt den Nobelpreis für »seine Arbeiten über die organischen Farbstoffe und die hydroaromatischen Verbindungen«.
 
 Biografie
 
Johann Friedrich Wilhelm Adolf von (seit 1885) Baeyer, * Berlin 31. 10. 1835, ✝ Starnberg 20. 8. 1917; 1858 Promotion, 1860 Habilitation, 1860-72 Lehrer für Organische Chemie am Gewerbe-Institut Berlin, ab 1866 Professor an der Berliner Universität, 1872-75 Professor an der Universität Straßburg, ab 1875 Professor an der Universität München, 1885 Erhebung in den erblichen Adelsstand.
 
 Würdigung der preisgekrönten Leistung
 
Nach Studien der Physik und Mathematik an der Berliner Universität, nahm Baeyer chemische Studien an der Universität Heidelberg bei dem Physikochemiker Robert Bunsen auf, der über ein ausgezeichnetes Unterrichts- und Forschungslaboratorium verfügte.Baeyers vorrangiges Interesse für die organische Chemie führte jedoch bald zu einer Trennung von Bunsen, der physikochemische Themen bevorzugte. Danach hatte Baeyer das Glück, in Heidelberg und Gent etwa drei Jahre mit dem aufstrebenden Theoretiker der organischen Chemie August Kekulé zusammenzuarbeiten. Die Kekulé'schen Ideen blieben für den Empiriker Baeyer immer Leitsterne auf den oft sehr undurchsichtigen Wegen der organischen Chemie. Seine 12-jährige Lehr- und Forschungstätigkeit am Gewerbe-Insitut Berlin auf dem Gebiet der organischen Chemie ließ ihn zu einem großen Experimentalchemiker heranreifen. 1875 wurde Baeyer mit nur 40 Jahren als Nachfolger des Chemikers Justus von Liebig an die Universität München berufen und zum »Konservator des chemischen Laboratoriums an dem Königlichen Generalkonservatorium der wissenschaftlichen Sammlungen des Staates« ernannt.
 
Baeyer konnte mithilfe staatlicher Förderung ein neues großes Unterrichts- und Forschungslaboratorium errichten, das in seiner Struktur und Arbeitsweise eine Vorbildfunktion für viele Laboratorien im In- und Ausland erlangte. Aus diesem Chemischen Laboratorium der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ging in den nächsten Jahrzehnten eine Fülle von organisch-chemischen Publikationen hervor. Die mit Schülern und Mitarbeitern durchgeführten Forschungsarbeiten konzentrierten sich vor allem auf chemische Verbindungen wie Harnsäure, Indigo, Phthalein- und Anthrachinonfarbstoffe, Hydroaromate, Terpene, Acetylene, Nitrosoverbindungen, Carboniumverbindungen und Oxoniumsalze.
 
 Brückenschlag zwischen aromatischen und alicyclischen Verbindungen
 
Bei den ausdrücklich in der Nobelpreiswürdigung genannten Hydroaromaten handelt es sich um chemische Stoffe, die aus aromatischen Verbindungen — darunter verstand man man in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Benzol und alle Benzolderivate — durch Hydrierung, das heißt durch Wasserstoffaufnahme, erhalten werden können. Kekulé hatte zwar 1865 für den Grundkörper der Aromate, das Benzol, einen Strukturvorschlag unterbreitet, aber dieser Vorschlag war experimentell noch nicht abgesichert. Es gab auch andere Strukturvorschläge, sodass viele chemische Untersuchungen darauf abzielten, zur Klärung der Struktur des Benzols beizutragen. Ein Weg dazu war die Umwandlung von Benzolderivaten in Hydroaromate, die heute als alicyclische Verbindungen bezeichnet werden. Aus dem Verlauf dieser Umwandlungen konnte man Rückschlüsse auf die Struktur der Benzolderivate ziehen. Baeyer hat durch die Entwicklung von neuen Methoden Brücken zwischen den großen Klassen der aromatischen und der alicyclischen Verbindungen geschlagen.
 
 Die chemische Synthese des Indigos
 
Die Synthese von Farbstoffen war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Schwerpunkt der organischen Chemie. Im engen Zusammenwirken mit der chemischen Grundlagenforschung an den Universitäten erzielte die chemische Industrie große Erfolge bei der Verdrängung von Naturfarbstoffen vom Markt. Ein lange Zeit ungelöstes Problem blieb aber die chemische Synthese des Indigos, der schon seit Jahrtausenden als Naturprodukt zur Blaufärbung von Textilien aus Pflanzenfasern beziehungsweise tierischen Fasern diente. Indigo wurde vor allem in Indien aus kultivierten Indigostraucharten gewonnen. Auch Baeyer begann Untersuchungen zur Aufklärung der noch unbekannten chemischen Struktur und zur Synthese des Indigos. Zwar gelang es ihm schon 1870, die Verbindung Isatin in Indigo umzuwandeln, da Isatin jedoch bis dahin nur aus Indigo gewonnen werden konnte, handelte es sich hier nur um eine Partialsynthese. Erst acht Jahre später konnte Baeyer das Isatin aus einfacheren chemischen Verbindungen synthetisieren, sodass eine Totalsynthese des Indigos erreicht war. Und im Jahr 1883 konnte Baeyer auch die exakte Strukturformel des Indigos bekanntgeben. Nachdem Baeyer den Durchbruch bei der Indigosynthese erzielt hatte, folgten bald modifizierte Indigosynthesen sowohl von Baeyer als auch von anderen Chemikern. 1880 hatten die großen deutschen Chemiefirmen Badische Anilin- und Sodafabrik (BASF) und die Farbwerke Hoechst zwar die patentrechtliche Nutzung der Baeyer'schen Methoden zur Indigosynthese erworben, aber technisch und ökonomisch setzten sich letztlich Produktionsverfahren durch, die auf Synthesearbeiten des am Eidgenössischen Polytechnikum Zürich wirkenden Chemikers Karl Heumann beruhten. Unabhängig voneinander entwickelten die Firmen BASF und Farbwerke Hoechst Produktionsverfahren zur Indigoherstellung. 1897 kam der erste von der BASF produzierte reine Indigo auf den Markt.
 
Es gelang der deutschen chemischen Industrie innerhalb weniger Jahre, das Monopol des Naturindigos zu brechen. Im Jahr 1913 wurden zwar noch 1036 t Naturindigo nach Deutschland eingeführt, gleichzeitig aber schon 33 353 t synthetischer Indigo zu einem vielfach billigeren Preis exportiert. Durch die Entwicklung so genannter Indanthrenfarbstoffe, die sich durch eine sehr hohe Wasch- und Lichtechtheit auszeichneten, ging in den 1930er-Jahren die chemische Indigoproduktion zurück. 1989 wurden weltweit noch etwa 12 000 t Indigo hergestellt, der außer für Jeans auch als Farbstoff in Kosmetika und zum Anfärben in der Mikroskopiertechnik Verwendung findet.
 
Obwohl Baeyer nie in Forschungslaboratorien der chemischen Industrie gearbeitet hat und nie seine Entdeckungen patentieren ließ, hat er durch seine grundlegenden Arbeiten wesentlich zur Entwicklung der chemischen Industrie beigetragen. Baeyer war Mitbegründer der Deutschen Chemischen Gesellschaft im Jahr 1867, wodurch ein fruchtbares Gremium für den Erfahrungsaustausch der deutschen Chemiker geschaffen wurde.
 
Bei aller Berühmtheit war Baeyer im Gegensatz zu Liebig eine Persönlichkeit, die wenig von öffentlichen Auftritten hielt. Mit dessen Popularität konnte Baeyer also nicht mithalten. Was allerdings seine erbrachten wissenschaftlichen Leistungen angeht, war er ein gleichwertiger und würdiger Nachfolger.
 
A. Neubauer


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