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ASSYRISCHE KULTUR

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assyrische Kultur,
 
Kultur, die in vielfacher Hinsicht mit der babylonischen Kultur, die den Assyrern stets als überlegen und nachahmenswert gegolten hat, identisch ist. Unterschiede ergaben sich v. a. aus der assyrischen Machtentfaltung auf kriegerische Grundlage.
 
 Gesellschaft
 
Der Mann als Haupt der Familie war der Frau gesellschaftlich überlegen; bei bestimmten Vergehen konnte er sie töten. Ehen wurden wie Kaufgeschäfte abgeschlossen. Die Frau trat in die Sippe des Mannes ein und wurde auch nach dessen Tod nicht aus ihr entlassen, sondern mit dem Bruder oder Vater ihres Ehemannes verheiratet (Leviratsehe). War der Mann in Kriegsgefangenschaft geraten, so musste die Ehefrau seine Rückkehr abwarten, nur in Ausnahmefällen gab es Beschränkungen der Wartefrist auf fünf oder zwei Jahre, besonders bei Kinderlosigkeit. Geburtenzuwachs wurde gesetzlich gefördert. Als Geschäftspartner erscheinen Frauen nur selten. Am Hof erlangten Frauen oft großen Einfluss. So griff etwa Naqija, die Mutter Asarhaddons, aktiv bei Sohn und Enkel in die Thronfolge ein.
 
Bereits in der ersten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. waren assyrische Kaufleute in Kleinasien tätig, wo sie ihre Handelskolonien vor den Mauern der Fürstensitze errichteten.Sie beförderten ihre Waren auf Eseln; Pferde wurden zunächst nur im kulturellen Dienst (zum Ziehen des Götterwagens) verwendet. Nach Kleinasien wurden Stoffe und Zinn ausgeführt; eingeführt wurde v. a. Kupfer. In der Epoche der Eroberungszüge fielen die Assyrer Jahr für Jahr in die umliegenden Länder ein. Sie verlangten hohe Tribute, die Gefangenen wurden versklavt, oft misshandelt und getötet, die eroberten Städte geplündert. Pfeil und Bogen, Lanze und Kurzschwert waren die wichtigsten Waffen des Kriegers, der sich durch Helm, kleinen Rundschild oder großen Setzschild schützte. Vereinzelt waren auch lederne Brustpanzer in Gebrauch. Fürsten kämpften gewöhnlich vom Streitwagen herab.
 
Die assyrische Kleidung unterschied sich kaum von der babylonischen. Das Hauptgewand, ein für beide Geschlechter im Wesentlichen gleichartiges kurzärmeliges Hemd, war bei Vornehmen knöchellang, beim einfachen Volk knielang. Über dem Hemd konnte ein langer, bei Kriegern ebenfalls nur bis zum Knie reichender Mantel drapiert werden. Auch ein schmaler, enger Überwurf mit Kopfschlitz kommt in der assyrischen Kleidung vor. Könige, hohe Würdenträger und Beamte trugen über dem Hemd eine von Rang und Amtstracht bestimmte Schärpe mit Fransen. Hohe Priester sind an ihrer Kopfbedeckung zu erkennen, einer Hörnerkappe oder Hörnerkrone, Könige an der Tiara.
 
Das neuassyrische Reich erreichte einen hohen Stand der Technik beim Bau von Bewässerungsanlagen, Palästen, Tempeln und Wegen sowie besonders auch in der Belagerungstechnik (Rammböcke, Steinschleudern, Sturmschilde). Der Transport der großen, bis zu 30 t schweren Kolosse für die Palasttore erfolgte auf dem Tigris mit Flößen, zu Lande mithilfe von Rollen und Walzen unter Einsatz großer Menschenmassen. Sanherib ließ bei Dscherwan ein Tal von 280 m Breite mit einem Aquädukt von 22 m Breite überspannen, um einen Kanal an Ninive heranzuführen. Von ihm stammt auch die Anlage des heiligen Haines beim Festhaus von Assur; jeder Baum wurde in ein in den gewachsenen Fels geschlagenes Loch gepflanzt und durch ein unterirdisches System künstlich bewässert.
 
Über 3 000 beschriebene Tontafeln, geordnet und katalogisiert, enthalten eine Fülle von Zeugnissen des assyrischen Schrifttums, hauptsächlich über Wirtschaftsvorgänge, Astrologie, Orakel, Genealogien der Götter und Fürsten. Die etwa aus dem 13. Jahrhundert v. Chr. stammenden, in den Ruinen von Assur aufgefundenen Gesetzestexte zeigen (gemessen am babylonischen Kodex des Hammurapi) große Härte; auffallend ist die Höhe der Strafandrohungen (Auspeitschung bis zur Verstümmelung, Blendung, Pfählen, Lebendigverbrennen).
 
Die Religion Assyriens war seit der Eroberung des Landes durch Hammurapi (1792-50 v. Chr.) nahezu mit der Babyloniens identisch, ausgenommen die Ersetzung des babylonischen Reichsgottes Marduk durch Assur in der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr.
 
 Kunst
 
Die Kunst des im 2. und 1. Jahrtausend v. Chr. mächtigen assyrischen Reiches stand immer in einer Wechselbeziehung zur babylonischen, aber auch zur hurritischen und hethitischen Kunst; sie zerfällt in drei Abschnitte: die altassyrische Kunst, etwa 2000-1750 v. Chr., nach Machtzerfall Assyriens in den folgenden Jahrhunderten setzt man die mittelassyrische Kunst etwa 1400-1000 v. Chr. an und die neuassyrische Kunst etwa 1000-600 v. Chr.
 
Baukunst:
 
Bereits in altassyrischer Zeit zeigten die assyrischen Könige eine Vorliebe für die Anlage neuer Residenzstädte oder den Umbau bestehender Städte, wobei im ganzen Reich ähnliche Architektur- und Schmuckformen angewendet wurden; so kamen im heutigen Tell Leilan, Nordostsyrien (ehemalig Schubat-enlil, Residenzstadt des Königs Schamschi-Adad I., 18. Jahrhundert v. Chr.), Teile eines Tempels mit verzierten Halbsäulen zutage, die dem gleichzeitigen Tempelbau der assyrischen Provinzstadt Karana (Tell Rimah) in Nordmesopotamien entsprechen. Eine charakteristische Tendenz assyrischer Baukunst, die Bindung eines Tempels an einen Tempelturm (Zikkurat), begegnet ebenfalls in der Frühzeit (Tell Rimah). Seit mittelassyrischer Zeit ist die enge Beziehung zwischen Tempel, Zikkurat und Palast zu belegen (Kar-Tukulti-Ninurta, 13. Jahrhundert); der Tempel kann sogar Teil des Palastkomplexes werden. Zu einer typisch assyrischen Bauform entwickelte sich der Doppeltempel, bereits im 15. Jahrhundert v. Chr. in Assur im Heiligtum für die Götter Sin und Schamasch bezeugt; in diesem Bau ist auch das später charakteristische Grundschema, nämlich Cella als Langraum mit vorgelagerter Vorcella als Breitraum, erstmals verwirklicht.
 
In neuassyrischer Zeit entstanden neue Residenzen mit großen Palastanlagen, die über einen Vor- und einen Haupthof (assyrisch »babanu« und »bitanu«) verfügten; der Thronsaal war ein durch Größe und Pracht gekennzeichneter Langraum mit besonderen Einbauten wie Thronsockel und fahrbarem Ofen. Die Wände zierten Reliefs (Orthostaten) und Malereien. Gewaltige Ausmaße (1 600 × 1 900 m) erreichte Ende des 8. Jahrhunderts v. Chr. die Residenz Sargons II., Dur-Scharrukin. Den Palästen und Residenzen wurden jetzt Zeughäuser mit Kasernen (assyrisch »ekal mascharti«) beigegeben.
 
Bildkunst:
 
Aus altassyrischer Zeit ist kaum etwas bekannt. Nur für die Periode der assyrischen Handelsniederlassungen in Anatolien lässt sich ein bestimmter Stil der Steinschneidekunst erschließen. Die mittelassyrische Zeit stellt einen Höhepunkt altvorderasiatischen Kunstschaffens dar, das jedoch hauptsächlich in Werken der Kleinkunst, besonders der Glyptik (Siegel), überliefert ist. Angeregt durch die mitannische Kunst wurden neue Themen, Motive und Kompositionen eingeführt. Im 13. Jahrhundert erreichte diese Kunst ihre Blütezeit. In die Komposition bewegter Tierkampfszenen, häufig mit der Darstellung eines Bogenschützen, wurden auch Landschaftsmotive einbezogen. Neue Motive wie Pferd und Flügelross traten auf. Die Dynamik der Tiere wurde durch eingeknickte Vorder- und diagonal weggestreckte Hinterläufe gesteigert. Fast ausschließlich arbeiteten die Künstler unter Verwendung harter Steinmaterialien ein hohes Relief heraus.
 
Dank der Ausgrabung zahlreicher assyrischer Residenzen ist die Kunst des neuassyrischen Weltreiches in fast allen Werken der Bildkunst reichhaltig überliefert. Im Gegensatz zur mittelassyrischen wirkt die neuassyrische Kunst konventionell und starr; erst unter den letzten großen Königen Sanherib und Assurbanipal befreite sie sich von dem selbst auferlegten Kompositionszwang. In rundplastischen Darstellungen wurden Götter, Könige und hohe Beamte wiedergegeben. Die überlebensgroßen Lamassufiguren, die paarweise die Palasteingänge flankierten, sind auf strenge Vorder- oder Seitenansicht konzipiert, entsprechend dem unperspektiv. Sehen, das die vorderasiatische Kunst prägt. Mit zahlreichen Orthostatenreliefs ließen die neuassyrischen Könige Assurnasirpal II., Tiglatpileser III., Sargon II., Sanherib und Assurbanipal die Thronsäle ihrer Paläste in Kalach, Dur-Scharrukin und Ninive ausschmücken. Die Reliefs wurden erst an Ort und Stelle meist sehr flach bearbeitet und nach Fertigstellung bemalt. Inhaltlich stellen sie die Bildannalen des Königs dar, zeigen ihn in seiner Funktion als oberster Kriegsherr und Priester, als Bauherr oder auf der Jagd. Als weiterer Reliefträger fungierte der Obelisk, ebenfalls mit Darstellungen von Kampf-, Jagd- und kulturellen Szenen (»weißer« und »schwarzer« Obelisk aus Ninive, 9. Jahrhundert v. Chr., London, Britisches Museum). Siegesstelen waren im ganzen Land aufgestellt und zeigen meistens den König und die um Gnade bittenden Feinde. Die Bronzetore von Balawat (Imgur-Enlil) beweisen, dass auch die Toreutik (Treibarbeit) in das Konzept des erzählenden Bildreports mit einbezogen wurde.
 
In der neuassyrischen Kleinkunst erreichten Elfenbeinarbeiten als Besatzstück und Teil von Möbeln einen hohen Stand; neben assyrischen Arbeiten finden sich phönikische und syrisch-aramäische Import- und Beutestücke. In der Siegelkunst, die sich harter (Glas, Obsidian) und weicher (Fritte, Fayence) Materialien bediente, gewann das Stempelsiegel neben dem Rollsiegel wieder an Bedeutung.
 
 Musik
 
Die Musik in den assyrischen Reichen wurde wie die babylonische Musik in ihren Grundzügen von der sumerischen Musik geprägt. Die Bedeutung der Assyrer lag v. a. in der ordnenden Zusammenfassung des bisher Errungenen. Kenntnisse über die assyrische Musik verdanken wir hauptsächlich den zahlreichen in Ninive ausgegrabenen Wandreliefs der königlichen Paläste und Zeugnissen der Keilschriftliteratur, Gräberfunden, Rollsiegeln und Einlegearbeiten von Ausgrabungen in Nimrud und Chorsabad.
 
Die Vielfalt an Instrumenten nahm zu, nicht zuletzt dadurch, dass infolge der häufigen Deportationen im Assyrerreich die verschiedensten Völker und Stämme angesiedelt wurden, die ihre eigenen Instrumente mitbrachten, darunter besonders Leiern unterschiedlichster Kulturstufen und Bauweisen. Von den bereits früher anzutreffenden Winkelharfen haben die vertikal mit bloßen Händen gespielten Instrumente inzwischen 15-22 Saiten, die horizontal mit Plektron gespielten Typen 8-12 Saiten. Aufgrund von Abbildungen hat man für die Winkelharfen einen Tonumfang von 2-21/2Oktaven errechnet und eine Unterteilung der Oktave in 12 oder 15 ungleiche Intervalle mit Terzen und Quinten in beiden Systemen. Die Langhalslauten, Rahmentrommeln, Doppelblasinstrumente, Rasseln, Becken und Glocken unterscheiden sich kaum von ihren babylonischen Vorgängern. Neu sind Darstellungen einfelliger, köcherförmiger und zweifelliger, zylinderförmiger Trommeln. Kleine Instrumentalensembles haben sich zu großen Orchestern ausgeweitet. Möglicherweise aus Ägypten kommen trompeten- und posaunenartige Instrumente hinzu. Intervallberechnungen, den Kalender der kulturellen Feste, an denen Musik beteiligt war, sowie die hierarch. Stellung der Musiker haben die Assyrer von den Babyloniern übernommen. Neu war die Bildung von Militärorchestern, denen sie eine Wirkung auf das kriegerische Geschehen beimaßen.
 
 Sprache
 
Das Assyrische, ein Dialekt des Akkadischen, ist als Literatursprache selten verwendet worden; meist wurde auch in Assyrien die babylonische Literatursprache benutzt. In Altassyrisch (1950-1750 v. Chr.) sind Königsinschriften aus dem Mutterland sowie Urkunden und Briefe aus Handelskolonien in Anatolien (Kappadokische Tafeln) verfasst, in Mittelassyrisch (1500-1000 v. Chr.) Gesetze und Urkunden. Ähnliches gilt für das Neuassyrische (1000-600 v. Chr.). Bedeutende Leistungen brachte Assyrien in der Historiographie (Annalen, Kriegsinschriften, Prunkinschriften) hervor.
 
Literatur:
 
Gesellschaft.
 
B. Meissner: Babylonien u. Assyrien, 2 Bde. (1920-25);
 
Kulturgesch. des alten Orient, hg. v. H. Schmökel (1961);
 H. Schmökel: Ur, Assur u. Babylon (1963);
 A. Parrot: Assur (a. d. Frz., 1962);
 R. Fischer: Der Alte Orient (Oberdorf SO, Schweiz, 1990);
 M. Roaf: Mesopotamien (a. d. Engl., 1991);
 C. Preusser: Die Wohnhäuser in Assur (21994).
 
Kunst.
 
W. Forman u. R. D. Barnett: Assyr. Palastreliefs (a. d. Engl., 1959);
 
B. Hrouda: Die Kulturgesch. des assyr. Flachbildes (1965);
 
B. Hrouda: Vorderasien, Bd. 1: Mesopotamien, Babylonien, Iran u. Anatolien, in: Hb. der Archäologie. .. (1971);
 
W. Nagel: Die neuassyr. Reliefstile unter Sanherib u. Assurbanaplu (1967);
 
E. Strommenger: Die neuassyr. Rundskulptur (1970);
 
W. Orthmann: Der Alte Orient (1975);
 
J. Börker-Klähn: Altvorderasiat. Bildstelen u. vergleichbare Felsreliefs, 2 Bde. (1982);
 
E. Heinrich: Die Tempel u. Heiligtümer im alten Mesopotamien (1982);
 
A. Moortgat: Die Kunst des alten Mesopotamien, Bd. 2: Babylon u. Assur (Neuaufl. 1984);
 
C. Preusser: Die Wohnhäuser in Assur (21994).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
assyrischer Palast
 
Felsreliefs an Wasserläufen und Passstraßen Mesopotamiens
 
Kalach, Dur-Scharrukin und Ninive: Die episch erzählende Reliefkunst
 


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