Dichterkreis,
Bezeichnung für die verschiedensten Formen der Gruppenbildung von Dichtern beziehungsweise Schriftstellern zur gegenseitigen Anregung und Kritik: für zwanglose Freundschaften, für Zirkel an einem bestimmten Ort oder um eine zentrale Persönlichkeit (Dichter, Mäzen, Verleger), oft auch zusammen mit anderen Künstlern, mit Kritikern und Wissenschaftlern. Wichtig wurden einige Dichterkreise, deren Mitglieder aufgrund gemeinsamer Anschauungen über Formen und Inhalte zusammengefunden hatten, die neue dichtungstheoretischen Programme, meist in eigenen Zeitschriften, publizierten und in ihren Werken realisierten und damit der Literatur neue formal-ästhetische oder stofflich-inhaltliche Bereiche erschlossen. Für solche »Schule machenden« Keimzellen neuer Entwicklungen wird in der Literaturwissenschaft auch die Bezeichnung »Dichterschule« verwendet. - Dichterkreise sind schon aus der Antike bekannt, z. B. die Pleias in Alexandria (3. Jahrhundert v.Chr.) und der Dichterkreis um Maecenas (Vergil, Horaz). Bemerkenswert sind u. a. die Pléiade in Frankreich (16. Jahrhundert), im deutschen Barock der Nürnberger Dichterkreis (Pegnesischer Blumenorden) und der Königsberger Dichterkreis, ferner der Kreis um die Bremer Beiträge und der Göttinger Hain (18. Jahrhundert), die romantischen Dichterkreise, der Münchner Dichterkreis, der Tunnel über der Spree, der naturalistische »Friedrichshagener Dichterkreis«, der George-Kreis und die Fülle von Dichterkreisen des Expressionismus (u. a. »Sturmkreis«, Sturm, Der; »Aktionskreis«, Aktion, Die). Dichterkreise seit 1945 (meist nicht mehr so benannt) sind (beziehungsweise waren) die Gruppe 47, die »Wiener Gruppe«, das Grazer »Forum Stadtpark«, die Gruppe 61 und der »Werkkreis Literatur der Arbeitswelt«. In anderen Ländern sind zu nennen: Akmeisten, Bloomsbury group, Cénacle, Devětsil, Gruppo '63, Lake School, Parnassiens, Serapionsbrüder.