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FANTASTISCHE LITERATUR

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fantạstische Literatur,
 
phantạstische Literatur, zusammenfassender Begriff für erzählende Literatur, die die Gegebenheiten und Gesetze der realen Welt bewusst außer Kraft setzt und sich damit neue Möglichkeiten künstlerischer Gestaltung erschließt. In diesem Sinne können Märchen und Sagen zur fantastischen Literatur gehören. Zu Gattungen der klassischen Formen der Fantastik werden einschließlich ihrer Vorläuferphänomene wie Gothic Novel, Gespenstergeschichte, Schauerroman, Groteske und Utopie gerechnet. Hinzugekommen sind Sciencefiction, die aus dem amerikanischen Kulturkreis stammende Fantasy und der magische Realismus. Die Schriftsteller der Neuzeit nutzten früh fantastische Elemente, um die zeitgenössische Gesellschaft zu kritisieren (Cyrano de Bergerac, Voltaire).Als eigene ästhetische Kategorie etablierte sich die Fantastik in der Romantik. Als Reaktion auf den Rationalismus der Aufklärung faszinierte zunächst das Unheimliche, das man im Mittelalter verkörpert sah. Mit H. Walpole »The Castle of Otranto« (1765) beginnt die Geschichte der Gothic Novel. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts beschränkt sich das Fantastische in der Literatur auf das »Schauerliche«, es ist wesentlicher Bestandteil der Werke von W. Hauff, E. T. A. Hoffmann, G. de Maupassant, C. Nodier, G. Leroux, C. R. Maturin, L. Carroll, N. Hawthorne, H. James, H. Melville, E. A. Poe, Mary Shelley, B. Stoker, Mark Twain und N. W. Gogol. Ende des 19. Jahrhunderts bildete sich mit der »wissenschaftlichen Fantastik« (u. a. E. Bellamy, K. Lasswitz, J. Verne, H. G. Wells) eine Form der fantastischen Literatur heraus, die bis in die Gegenwart als Sciencefiction weite Verbreitung findet. Parallel hierzu entwickelten sich verschiedene Spielarten der meist an Sagen und Mythen anknüpfenden Fantasy. Unter dem Einfluss psychoanalytischer und linguistischer Theorien wurde das Fantastische im 20. Jahrhundert zunehmend als notwendiger kreativer Teil konzeptueller Wirklichkeitserfassung angesehen und zur literarischen Gestaltung visionärer beziehungsweise alternativer Weltsichten eingesetzt, u. a. bei C. Amery, unheimlich-bedrückende Fantastik bei A. Kubin und L. Perutz, A. Bierce, I. Calvino, satirische Fantastik bei M. A. Bulgakow und K. Čapek, bei S. King, G. Meyrink, H. Miller, P. M. Møller, die englische märchenhafte Fantastik, wofür J. R. R. Tolkien, Lord Dunsany, C. S. Lewis und T. H. White stehen oder fantastisch-makabre Horrorgeschichten von H. P. Lovecraft. Vertreter der Postmoderne in den anglophonen Literaturen sind J. Barth, T. Pynchon, S. Rushdie und K. Vonnegut. Besonderen Stellenwert in der neueren fantastischen Literatur erlangten Werke aus solchen Kulturkreisen, in denen fantastische Elemente stärker als in Europa in das Alltagsbewusstsein integriert sein können; wirklich neue Impulse gingen dabei von den lateinamerikanischen Autoren des magischen Realismus (z. B. M. Á. Asturias, J. L. Borges, J. Cortázar, A. Carpentier, G. García Márquez) aus. Seit den 70er-Jahren wurde das Element des Fantastischen v. a. von Frauen zur literarischen Gestaltung von Alternativ- beziehungsweise Eigenwelten verwendet (z. B. Erica Jong, Ursula K. LeGuin, Doris Lessing, Irmtraud Morgner, Toni Morrison, Marge Piercy, Joanna Russ. Der weitaus größte Teil der neueren fantastischen Literatur ist dem Bereich der Unterhaltungsliteratur zuzuordnen (Marion Zimmer Bradley u. a.).
 
Literatur:
 
E. S. Rabkin: The fantastic in literature (Princeton, N. J., 21977);
 F. F. Marzin: Die phantast. Lit. Eine Gattungsstudie (1982);
 
Phantastik in Lit. u. Kunst, hg. v. C. W. Thomsen u. a. (21985);
 E. Dahl: Die Entstehung der phantast. Kinder- u. Jugenderzählung in England (1986);
 T. J. Shinn: Worlds within women (New York 1986);
 M. Wünsch: Die f. L. der frühen Moderne (1890-1930). Definition, denkgeschichtl. Kontext, Strukturen (1991);
 T. Todorov: Einf. in die f. L. (a. d. Frz., Neuausg. 1992);
 M. Román Capeles: El cuento fantástico en Puerto Rico y Cuba (Kassel 1995).


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