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ALEXANDRIA UND ANTIOCHIA: ZENTREN THEOLOGISCHER BILDUNG

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Alexandria und Antiochia: Zentren theologischer Bildung
 
Die östliche Hälfte des Römischen Reiches war von zwei Kulturtraditionen und Mentalitäten geprägt, einer sehr profiliert hellenistischen und einer weniger tiefreichend hellenisierten syrischen Tradition. Beide besaßen kulturelle Zentren, einmal Alexandria (Alexandrien) in Unterägypten und Antiochia (Antiochien) in Syrien, um die sich dann auch bald theologische Schulen gruppierten.
 
In dem von Alexander dem Großen ausgebauten Alexandria war unter den Gebildeten auch ethnisch der griechische Anteil stark vertreten, daneben gab es eine starke jüdische Diasporagemeinde. Als Residenzstadt der Ptolemäer, der Regenten eines der beiden auf Alexander folgenden Diadochenreiches, blühte Alexandria auf, wuchs auf rund eine Million Einwohner an — nach Rom die damals größte Stadt — und besaß reich ausgestattete Bibliotheken. Auch noch in römischer Zeit war sie Provinzhauptstadt mit vielen Privilegien.
 
Alexandria wurde gegen Ende des 2. Jahrhunderts auch Zentrum der sich formierenden christlich-hellenistischen Theologie. Zunächst entstand eine Katechetenschule, an der Pantänus, Klemens von Alexandria und ab 204 Origenes lehrten.Neben dieser wohl schlichteren Einführung von Taufbewerbern in den christlichen Glauben scheint es schon bald eine privat betriebene Lehranstalt gegeben zu haben, die von den eben Genannten geleitet wurde, ab 215 von Origenes. Diese »Schule« wurde von Gebildeten besucht und bestand noch bis zum Ende des 4. Jahrhunderts. Mit ihrer Theologie war sie repräsentativ für die Reichsgebiete, in denen die griechische Tradition am meisten das Denken bestimmte: Griechenland, Kleinasien und Unterägypten. Die alexandrinische Theologie öffnete sich den Herausforderungen an das Christentum: Klemens stellte es als »die wahre Gnosis« dar, die er durch ein Aufgreifen ihrer Probleme zu verchristlichen suchte. Origenes öffnete sich der Gedankenwelt des gleichzeitig entstehenden Neuplatonismus mit seiner Betonung der idealen, geistigen Welt, der eigentlichen Wirklichkeit, und schuf die früheste systematische Zusammenfassung des Glaubens (»Über die Prinzipien«); daneben aber war ihm auch die Exegese der Bibel sehr wichtig, deren Text er aus verschiedenen Übersetzungen zusammenstellte (Hexaplá) und die er vor allem - über ihre wörtliche Aussage hinaus - geistlich auslegte (Allegorese).
 
Auch der westliche Teil Syriens war — anders als sein Osten (Mesopotamien) — hellenisiert; die Geschäfts- und Literatensprache war Griechisch, und griechische Literatur faszinierte die Gebildeten. Dennoch aber war die heimatliche Tradition nicht tot: In der Bevölkerung lebte semitisches Denken fort, die aramäische Sprache wurde in vielen Familien gesprochen, und es gab viele Kontakte mit dem weniger hellenisierten Osten. So benutzte man in Westsyrien zwar griechische Begrifflichkeiten und sprach zum Beispiel von Natur und Sein. Aber bestimmend war ein Denken, in dessen Mittelpunkt die Geschichte stand. Die syrische Art, die religiöse Frage zu stellen, ähnelte somit der jüdischen: Unheil und Heil wurden vor allem geschichtlich verstanden, als geschichtliche Schuld und, ihr entsprechend, die Bewährung in der Geschichte. Die um 300 v. Chr. von den Seleukiden, der Dynastie des anderen Diadochenreichs, gegründete Stadt Antiochia, das heutige Antakya in der Südwesttürkei, war Zentrum Westsyriens, auch die Römer machten es zur Provinzhauptstadt. In der prächtig ausgebauten Stadt gab es schon ganz früh Christen - sie erhielten hier ihren Namen - und auch die erste heidenchristliche Gemeinde. Von einer Katechetenschule ist nichts bekannt, wohl aber, um 300 n. Chr., von einer »Lehranstalt« für Gebildete. Mehr noch als für Alexandria aber muss der Begriff »Schule« hier im Sinne einer ähnlichen Art, Theologie zu treiben, verstanden werden, die die meisten syrischen Theologen verbindet. Im Unterschied zur alexandrinischen Schule stand in Syrien der Wortlaut des Bibeltextes im Vordergrund, die oft hemmungslose Allegorese der Alexandriner wurde abgelehnt. Auch hielt man hier lange Zeit an einer strengen monotheistischen Gottesauffassung (Monarchianismus) fest; in der Christologie wurde zunächst nur das Menschsein Jesu und seine sittliche Bewährung als Grund seiner Christuswürde anerkannt (Adoptianismus), auch nach Nizäa immer noch besonders betont und sein Unvermischtsein mit Gott hervorgehoben. In den Auseinandersetzungen mit der alexandrinischen Theologie konnten die Syrer in vielen Aspekten zur Mäßigung beitragen und eine noch weiter gehende Hellenisierung des Christentums verhindern.
 
Prof. Dr. Karl-Heinz Ohlig
 
Literatur:
 
Bornkamm, Günther: Paulus. Festschrift Hans Freiherr von Campenhausen. Stuttgart u. a. 1993.
 Brown, Peter: Die Entstehung des christlichen Europa. Aus dem Englischen. München 1996.
 
Christologie, bearbeitet von Karl-Heinz Ohlig, Band 1: Von den Anfängen bis zur Spätantike. Graz u. a. 1989.
 Demandt, Alexander: Die Spätantike. Römische Geschichte von Diocletian bis Justinian, 284-565 n. Chr. München 1989.


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