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BRAHMA, VISHNU, SHIVA: DIE GÖTTERWELT DER HINDUS

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Brahma, Vishnu, Shiva: Die Götterwelt der Hindus
 
In vedischer Zeit war der Kult des Gottesbildes unbekannt; erst mit dem Aufkommen der figürlichen Plastik seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. rückte die Anbetung (= Puja) in den Mittelpunkt des religiösen Geschehens. Bei dieser Zeremonie wird der Gott als Ehrengast begrüßt, gebadet, gekleidet, mit Weihrauch und Blumen geschmückt und unter Gesängen verehrt. Seinem Wesen nach ist der Hinduismus polytheistisch und kennt viele Götter. Doch schon in der Zeit der Upanishaden wird der Glaube an die vielen Götter von den Philosophen mit der Idee eines höchsten Prinzips, des höchsten Schöpfergottes und »Herrn« (= Ishvara) verbunden. Andere Gläubige wählen sich unter der Vielheit der Götter einen Lieblingsgott (= Ishtadevata), den sie in besonderem Maße verehren. In der »Einen Gottheit in drei Gestalten« (= Trimurti) sind die drei Hauptgötter vereint: Brahma stellt das schöpferische Prinzip im Universum dar, Vishnu das erhaltende und bewahrende und Shiva das zerstörerische.
 
Unter den drei großen Göttern ist Brahma, die männliche Entsprechung zum sächlichen Brahman, dem Absoluten der Upanishaden, der unbedeutendste.In den Epen ist er »der von selbst Gewordene« (= Svayambhu), der aus dem ursprünglichen Weltenei oder den Urwassern entstandene Schöpfer und Gestalter des Universums, in dem er die Ordnung aufrechterhält. In der späteren Zeit ist er vor allem der Berater Vishnus und Shivas, in deren Auftrag er zu Anfang einer jeden Weltperiode den Kosmos neu gestaltet. Er gilt als der Verkünder der Veden und wird als Gott der Weisheit verehrt. Er wird mit vier gekrönten Köpfen und roter Hautfarbe, in ein weißes Gewand gekleidet und auf einer Gans reitend, dargestellt. In seinen vier Händen hält er den Veda, ein Gefäß mit Gangeswasser, einen Stab, einen Rosenkranz und oft einen Opferlöffel - manchmal auch nur einen Opferlöffel und keinen Rosenkranz. Er wohnt in seinem eigenen Himmel, der über denen der anderen Götter liegt. Seine Gattin ist Sarasvati, die Göttin der Beredsamkeit und Weisheit. Sie wird auf einem Lotos-Sitz, auf einer Vina spielend, abgebildet.
 
Vishnu, der Erhalter, erscheint in vedischer Zeit als Begleiter des Gottes Indra. In Abbildungen hat er eine dunkelblaue Hautfarbe mit einem Haarwirbel (Shrivatsa) oder einem Juwel auf der Brust. In seinen vier Armen trägt er ein Muschelhorn, eine Keule, einen Diskus und einen Lotos, oft auch einen Bogen und ein Schwert. Er reitet auf Garuda, einem adlerähnlichen Vogel, der vor allem als Feind der Schlangen verehrt wird. Seine Gemahlin ist die Glücksgöttin Lakshmi oder Shri.
 
Schon im Rigveda wird berichtet, wie Vishnu in drei Schritten die Welt durchmaß. Dieser Mythos setzte sich in späterer Zeit in der Legende von Vishnus fünfter Inkarnation als Zwerg (= Vamana) fort; danach nahm er, zu Riesengröße gewachsen, dem Dämonen Bali die Herrschaft über die drei Welten (Triloka) - Himmel, Erde und Luftraum oder Unterwelt - mit drei Schritten weg. In nachvedischer Zeit werden zehn »Herabstiege« (= Avatara) oder Inkarnationen Vishnus angenommen, bei denen er sich jeweils als Retter der Welt verkörpert. In der dritten Inkarnation als Eber (= Varaha) holte er die von einem Dämon in den Ozean versenkte Erde wieder an die Oberfläche des Wassers. Große Verehrung fand auch Rama, die siebte Inkarnation Vishnus. Er ist der Held des Epos Ramayana, in dem die Rettung seiner von dem Dämonenkönig Ravana entführten Frau Sita und die Bezwingung Ravanas geschildert werden. Sein Kult ist vor allem mit dem Ort Ayodhya bei Faizabad (Oudh) verknüpft, der damals die Hauptstadt von Kosala war, zu dessen Herrschern Rama gehört.
 
Ein noch größerer Mythenkreis umgibt die Gestalt der achten Inkarnation, die des Gottes Krishna. Er wird in der in dem Epos »Mahabharata« geschilderten großen Schlacht auf dem Kurukshetra als der Berater der fünf Pandavas dargestellt und belehrt den Pandu-Prinzen Arjuna in der »Bhagavatgita«, »dem Gesang des Erhabenen«, über die drei Wege zur Erlösung, den Weg des pflichtgemäßen Handelns, der Erkenntnis und der Gottesliebe (= Bhakti). Dieser Krishna wurde mit dem Legendenkreis um einen vergöttlichten Hirten, den Sohn des Vasudeva, in der Gegend von Mathura verbunden. Krishnas Leben ist in ganz unterschiedliche Perioden eingeteilt: Schon als Kleinkind vernichtet er mehrere Dämonen. So unterwarf er den Schlangendämon Kaliya, auf dessen Kopf er tanzte. Andererseits stahl er den Hirtinnen Käse und Butter. Weit verbreitet sind die Krishna-Legenden, in denen seine Liebesabenteuer mit den Hirtenfrauen, den Gopis, und seine Liebe zu Radha dargestellt werden. Als der Gott Indra aus Zorn über mangelnde Verehrung einen furchtbaren Sturm mit Regengüssen herabschickte, beschützte Krishna die Hirten vor einer Überschwemmung, indem er den Berg mit seinem Finger anhob. Krishna und Rama werden beide mit blauer Hautfarbe dargestellt. Als neunte Inkarnation ist der Buddha, der Begründer des Buddhismus, in das Hindupantheon aufgenommen worden. Der zehnte Avatara (= Wiedergeburt) des Vishnu wird als Mensch mit Pferdekopf, als der pferdeköpfige Kalki am Ende dieses Weltzeitalters den Weltuntergang herbeiführen, um den Zustand der Gesetzlosigkeit zu beenden.
 
Der neben Vishnu bedeutendste Gott des hinduistischen Pantheons ist Shiva. Er wurde mit dem vedischen Gott Rudra, dem unheilvollen Gott und zugleich helfenden Arzt der Menschen und Tiere, verschmolzen. Shiva trägt schöpferische und zerstörerische Züge. In seiner zerstörerischen Form wird er als der Tod (= Mahakala), Hara (= »der Hinwegraffer«), Bhairava (= »der Schreckenerregende«) dargestellt. Wichtig ist auch der Aspekt als Nataraja, »König des Tanzes«, der im orgiastischen Tanz, der die Weltzerstörung und die Befreiung der Seelen symbolisieren soll, auf dem besiegten Dämon tanzt. Mit seinem Haar fing er die Fluten des Ganges auf, als dieser vom Himmel auf die Erde herabkam. Daneben wird er als »der große Yogin« (= Mahayogin) verehrt.
 
Shiva wird mit einem dritten Auge auf der Stirn, mit zu einem Asketenknoten hochgestecktem Haar, einer Mondsichel als Haarschmuck und mit Schlangen um Hals und Armen dargestellt. Als Yogin trägt er einen Schädelkranz. Seine Attribute sind ein Dreizack, eine Trommel, Streitaxt und Antilope. Sein Gattin ist Durga, »die schwer Zugängliche« oder auch Parvati. Mit ihr vereint wohnt Shiva auf dem Himalayaberg Kailas. Sein Symbol ist das Linga, der Phallus, und sein Reittier Nandi, der Stier. Die Shiva-Verehrung ist besonders in Tamil Nadu, Maharashtra und Bengalen verbreitet.
 
Die Göttin Durga wird seit der Zeitenwende mit dem Shiva-Kult in Verbindung gebracht und als Shivas Gattin verehrt. Ihr Kult, in dem sie als Große Mutter gesehen wird, ist vor allem in Bengalen, Assam und im Dekhan verbreitet. In ihr vereinen sich die zerstörenden und lebenspendenden Kräfte der Natur. Als Durga Mahishamardini (= Zerschmetterin des Büffeldämons Mahisha) lebt sie in den Vindhya-Bergen. Als Mahakali überwindet sie weitere Dämonen. Nach der Lehre der Shaktas ist sie der weibliche Urgrund des Seins, die Shakti des Gottes Shiva, durch die dessen schöpferische Energie wirksam wird.
 
Zu den populärsten Hindugöttern schließlich gehört Ganesha. Er wird als kleiner, dickbauchiger Mann von gelber Hautfarbe mit einem Elefantenkopf, an dem ein Stoßzahn abgebrochen ist, und vier Armen dargestellt. Sein dicker Bauch rührt von seiner Vorliebe für die Opfergaben her. Sein Reittier ist die Ratte. Er gilt als Sohn Shivas und Parvatis und wird zur Beseitigung aller Arten von Hindernissen angerufen, beim Hausbau um Hilfe, beim Antritt einer Reise um den Segen sowie von Frauen um Empfängnis gebeten. Daneben wird er als Gott der Weisheit, der Schrift und der Schule verehrt, dem der Seher Vyasa das Epos »Mahabharata« diktierte. Shiva setzte ihn als Führer seiner Herrscharen ein.
 
Dr. Siglinde Dietz
 
Literatur:
 
Sivaramamurti, Calambur: Indien. Kunst und Kultur. Übersetzung und Bearbeitung der deutschen Ausgabe von Oskar von Hinüber. Freiburg im Breisgau u. a. 41987.


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