Значение слова "BRETONISCHE SPRACHE UND LITERATUR." найдено в 1 источнике

BRETONISCHE SPRACHE UND LITERATUR.

найдено в "Universal-Lexicon"

bretonische Sprache und Literatur.
 
Die bretonische Sprache »brezhoneg« wird in vier Hauptdialekten gesprochen (Tréguier, Léon, Cornouaille - um Quimper - und Vannes). Sie gehört der südwestlichen Gruppe des keltischen Britannischen (britannische Sprachen) an. Unter angelsächsischem und wohl auch irischem Druck waren seine Sprecher im 5./6. Jahrhundert aus Südbritannien nach der galloromanischen Aremorica, der heutigen Bretagne, emigriert, wo sie später unter den Einfluss des Französischen gerieten. Die bretonische Sprachgeschichte lässt sich in drei Perioden gliedern. In Altbretonisch (800-1100) sind isolierte Glossen überliefert, die zunächst in insularen Schriftzeichen, von der Mitte des 9. Jahrhunderts an in karolingischer Minuskel geschrieben wurden. Die zum Teil aus früherer Zeit stammenden Orts- und Personennamen unterscheiden sich von der galloromanischen Namengebung. In Mittelbretonisch (1100-1650) sind von der Mitte des 15. Jahrhunderts an zusammenhängende Texte religiösen Inhalts erhalten (Mysterienspiele und Heiligenviten), die meist in Versform geschrieben sind und lateinischen oder französischen Mustern folgen (darunter das Leben der heiligen Nonn, 15. Jahrhundert, und »Le mirouer de la mort«, 1519, gedruckt 1575). Das dreisprachige bretonisch-französisch-lateinische Wörterverzeichnis »Catholicon des Jehan Lagadeuc« liegt in Handschriften ab 1464 und im Buchdruck von 1499 vor.Neubretonisch (seit dem 17. Jahrhundert) ist durch die wissenschaftliche Beschäftigung mit der bretonischen Sprache und die Sammlung der Volksliteratur durch J.-F. Le Gonidec (* 1775, ✝ 1838), T. Hersart de la Villemarqué (eigentlich Kervarker, * 1815, ✝ 1895) und F.-M. Luzel (eigentlich An Uhel, * 1821, ✝ 1895) gekennzeichnet. Le Gonidec ist der Verfasser bretonischer Wörterbücher und Grammatiken; seinem »Dictionnaire celto-breton ou breton-français« (1821) fügte er in der 2. Auflage von 1850 eine bretonische Grammatik bei. Er reformierte die bretonische Schreibung, modernisierte den Wortschatz durch die Übernahme walisischer Muster und übersetzte 1837 das Leben der heiligen Nonn ins Französische. Hersart de la Villemarqué veröffentlichte erweiterte Ausgaben von Le Gonidecs Wörterbüchern, »Poèmes bretons du moyen-âge« (1879) und verschiedene Arbeiten zur bretonischen Sprache und Literatur. Seine Volksliedersammlung »Barzaz Breiz« (1839) ist die redigierte Überarbeitung des Materials mit Tendenz zur Sprachreinigung. F.-M. Luzel war ein besonders erfolgreicher Sammler mündlich tradierter Volksliteratur. Zu seinen Veröffentlichungen gehören die »Légendes chrétiennes de la Basse-Bretagne« (2 Bände, 1881) und die »Contes populaires de la Basse-Bretagne« (3 Bände, 1887). Führende Vertreter der bretonischen Lyrik des 19. Jahrhunderts waren A. Brizieux (* 1803, ✝ 1858) und P. Proux (* 1811, ✝ 1873); es folgte im frühen 20. Jahrhundert J.-P. Kalloc'h (Pseudonym Bleimor, * 1890, ✝ 1917) mit der Sammlung »À genoux, lais bretons« (1921). Im Allgemeinen blieb die bretonische Literatur um die Jahrhundertwende auf die Imitation der von F.-M. Luzel u. a. gesammelten Volksdichtung und von einfachen französischen Modellen (besonders La Fontaine) beschränkt. Die oft in Versen abgefassten Propagandaschriften beschäftigen sich meist mit religiösen Themen, Aufrufen zur Bewahrung der bretonischen Sprache und der bretonischen Sitten sowie mit den Problemen Alkoholismus und Emigration. Die Situation änderte sich mit der literarischen Renaissance im zweiten Viertel des 20. Jahrhunderts, die durch den Kreis um R. Hemon (* 1900, ✝ 1978) und die Zeitschrift »Gwalarn« (»Der Nordwesten«, 1925-44), seit 1946 unter dem Titel »Al Liamm« (»Das Band«), bewirkt wurde und zur Entwicklung einer modernen bretonischen Literatur führte. Als neue Gattung entwickelte sich die Kurzgeschichte, die besonders J. Riou (* 1899, ✝ 1937), aber auch R. Hemon, Y. Drezen (* 1899, ✝ 1972) und F. Elies (* 1896, ✝ 1963) pflegten. Die Werke dieser Epoche sind zum Teil auch ins Französische übersetzt worden, z. B. der Roman »Itron Varia Garmez« (1941; französisch »Notre Dame Bigoudenne«) von Y. Drezen, die Dramen von T. Malmanche (* 1875, ✝ 1953) »Ar Baganiz« (1931; französisch »Les païens«), »Gurvan, ar marc'hek estranjour« (1923; französisch »Gurvan, le chevalier étranger«) und die Lyrik von R. Le Masson (eigentlich R. Er Mason, * 1900, ✝ 1952) »Chal ha dichal« (1943; französisch »Flux et reflux«). Der vielseitige R. Hemon, der nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu seinem Tode in Dublin lebte, wirkte als Dichter, Schriftsteller, Literaturkritiker, Übersetzer, Keltologe und Inspirator der bretonischen Bewegung.
 
Gegenwärtig hat sich die Entwicklung der bretonischen Literatur vom Lande in die Stadt verschoben. Obwohl die meisten der wahrscheinlich unter 1 Mio. Sprecher auf dem Lande leben, können nur sehr wenige das Bretonische lesen und schreiben. Radio-, Fernseh- und Schulprogramme für das Bretonische finden sich nur in beschränktem Maß. Während der Gebrauch der Dialekte ständig zurückgeht, ist eine moderne Sprachform aufgekommen, in der sich die Aspekte des heutigen Lebens ausdrücken lassen. Dies hat seinen Niederschlag in der zeitgenössischen Literatur gefunden, die inhaltlich nicht mehr auf die Bretagne beschränkt geblieben ist.
 
Der bretonische Sprachbau ist durch starke lateinische und französische Lehnwortschichten charakterisiert. Erstere resultieren zum größeren Teil noch aus der Zeit der Römerherrschaft in Britannien (1.-5. Jahrhundert), ferner aus dem Einfluss des Kirchenlateins. Letztere haben nicht nur zur Übernahme französischer Lehnwörter besonders in mittel- und neubretonischer Zeit geführt, sondern auch zur Nachahmung französischer Modelle in Wortbildung, Idiomatik und Syntax.
 
Zu den für alle inselkeltischen Sprachen geltenden Merkmalen gehören die durch historische Prozesse entstandenen Anlautveränderungen (Mutationen), die von den vorangehenden Wortklassen abhängen (z. B. kador »Stuhl«, va c'hador »mein Stuhl«, da gador »dein Stuhl«, ar gador »der Stuhl«). Ein weiteres charakteristisches Merkmal des Bretonischen ist die Differenzierung der Zahlen 2, 3, 4 nach Genera (z. B. daou baotr »zwei Knaben«, div blac'h »zwei Mädchen«, tri mab »drei Söhne«, teir merc-h »drei Töchter«).
 
Literatur:
 
Allgemein:
 
J. Loth: Chrestomathie bretonne (Armoricain, Gallois, Cornique), Bd. 1: Breton-Armoricain (Paris 1890);
 L. Herrieu: La littérature bretonne depuis ses origines jusqu'au XXe siècle (Hennebont 1943);
 J. Pokorny: Die breton. Lit., in: Die Lit. der Welt in ihrer mündl. u. schriftl. Überlieferung, hg. v. W. von Einsiedel (Zürich 1964);
 P. Denez: Modern Breton literature, in: Literature in Celtic countries, hg. v. J. E. C. Williams (Cardiff 1971);
 F. Gourvil: Langue et littérature bretonnes (Paris 41976);
 P.-Y. Lambert: Les littératures celtiques (Paris 1981).
 
Grammatik und Sprachgeschichte:
 
E. Ernault: Études sur la langue bretonne, 3 Bde. (Saint-Brieuc 1901-05);
 
C. F. Falc'hun: Histoire de la langue bretonne d'après la géographie linguistique (Paris 1963);
 
P. Trepos: Grammaire bretonne (Rennes 1968);
 
R. Hemon: Cours élémentaire de Breton (Brest 81975).
 
Wörterbücher:
 
R. Hemon: Dictionnaire français-breton (Neuausg. Brest 1974);
 
R. Hemon: Nouveau dictionnaire breton-français (Brest 61978).


T: 36