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EISENZEIT: LEBENSFORMEN EINER KRIEGERISCHEN EPOCHE

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Eisenzeit: Lebensformen einer kriegerischen Epoche
 
Wie nun verlief das Leben der keltischen Bewohner Mitteleuropas in den letzten sechs Jahrhunderten vor Christi Geburt? Wie sah ihr Alltag aus, wie muss man sich ihre Gesellschaftsordnung vorstellen? Obwohl sich diese Fragen angesichts zahlreicher regionaler Unterschiede und einer ganzen Reihe geschichtlicher Umwälzungen nicht mit wenigen Worten umfassend beantworten lassen, kann man doch zumindest einige grundsätzliche Feststellungen von allgemeiner Gültigkeit treffen.
 
Die materielle Grundlage der keltischen Kultur bildete die aus Ackerbau und Viehzucht bestehende Landwirtschaft. Hier stehen die Kelten in einer Kontinuität, die sich anhand archäologischer Funde von der Jungsteinzeit über die Bronze- und Eisenzeit bis ins Mittelalter verfolgen lässt. Bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. hatte man im alteuropäischen Ackerbau den Pflug eingeführt. Die Kelten verwendeten Pflüge mit eiserner Pflugschar und einem eisernen Pflugmesser, wobei im römischen Gallien auch schon der Räderpflug bezeugt ist. Vielerorts wurden die Felder gedüngt, um bei intensiver Nutzung der landwirtschaftlichen Fläche eine Auszehrung des Bodens zu vermeiden.Angebaut wurden Getreidesorten wie Gerste, Roggen, Hafer, Weizen und Hirse, Faserpflanzen wie Hanf und Flachs sowie verschiedene Rübenarten und Hülsenfrüchte.
 
Das häufigste Haustier war das Rind, das auch als Zugtier bei der Feldarbeit eingesetzt wurde. Kühe dienten als Butter- und Milchlieferanten. Sowohl Rinder als auch Schweine waren nach Ausweis der Knochenfunde erheblich kleiner als ihre Wildformen oder auch als heutige Züchtungen, was aller Wahrscheinlichkeit nach mit der ungenügenden Versorgung des Viehs während des Winters zusammenhängt. Weniger verbreitet als Rinder und Schweine waren Hausgeflügel wie Hühner oder Gänse sowie Ziegen und Schafe, die hauptsächlich der Wolle wegen gehalten wurden. Die Jagd (auf Großwild, Niederwild und allerlei Vögel) spielte wegen ihres im Vergleich zum Zeitaufwand geringen praktischen Nutzens kaum eine Rolle für die keltische Wirtschaft und dürfte eher ein Privileg der gesellschaftlichen Oberschicht gewesen sein.
 
Neben der Landwirtschaft bestand ein hoch entwickeltes und spezialisiertes Handwerk, von dem wir uns nicht nur aus archäologischen Funden und Nachrichten der antiken Autoren, sondern auch aus bildlichen Darstellungen der gallorömischen Zeit eine Vorstellung machen können. Das keltische Töpferhandwerk steht in einer Tradition, die in Mitteleuropa bis ins 5. Jahrtausend v. Chr. zurückreicht. Zur Herstellung der Gefäße verwendete man in der Hallstattzeit die langsam drehende Scheibe, in der La-Tène-Zeit bereits auch die aus dem Mittelmeerraum übernommene heute übliche schnell drehende Töpferscheibe. Schon in vorrömischer Zeit bezeugt ist die serienmäßige Fertigung von Keramik in spezialisierten Werkstätten. Hoch entwickelt war auch das Zimmerhandwerk, das man vor allem für den Haus- und Festungsbau, zur Herstellung von Fässern, Bottichen und Eimern sowie zum Bau leichter und beweglicher Wagen mit Speichenrädern brauchte. Glas diente in erster Linie der Fertigung von Schmuck, während seine Verwendung zur Herstellung von Geschirr, Spiegeln oder gar Fenstern noch unbekannt war. Eine große Rolle spielte schließlich das Schmiedehandwerk, das vor allem Eisen, Bronze und Gold, seltener auch Silber verarbeitete.
 
Von großer wirtschaftlicher Bedeutung war der Handel, wobei sowohl Rohstoffe als auch Fertigprodukte zum Teil über Hunderte von Kilometern hinweg transportiert wurden. Schon in der späten Hallstattzeit bestand ein reger Warenaustausch zwischen den Kelten auf der einen Seite und den griechischen Kolonien in Südfrankreich, den Venetern an der oberen Adria und den Etruskern in Mittel- und Oberitalien auf der anderen Seite. Importiert wurden Erzeugnisse des Kunsthandwerks, Rohstoffe wie zum Beispiel Koralle sowie Genussmittel wie zum Beispiel Wein. Zu den Exportgütern zählten vermutlich Gold, Eisen, Felle und auch Sklaven.
 
Die Mehrzahl der Bevölkerung lebte in kleinen offenen Dörfern, die häufig inmitten der bebauten Felder in der Nähe von Bächen oder Flüssen lagen. Die Häuser waren in der Regel aus Holz und lehmbestrichenem Flechtwerk errichtet und mit Stroh oder Schilf gedeckt. Gerade diese Siedlungen sind allerdings häufig wegen späterer landwirtschaftlicher Nutzung der Fläche nicht mehr auffindbar. Sie sind daher im Vergleich zu den - an sich viel selteneren - befestigten Zentralsiedlungen nur sehr unvollständig archäologisch erforscht worden.
 
In Übereinstimmung mit der vorherrschenden Wirtschafts- und Siedlungsform besaß auch die keltische Gesellschaft im Allgemeinen einen ausgeprägt ländlichen und agrarischen Charakter. Ihr konstituierendes Element war noch im frühmittelalterlichen Irland weniger der Einzelne als vielmehr die Großfamilie, deren Mitglieder eine Vielzahl gemeinsamer Rechte und Pflichten besaßen. Frauen konnten nach Ausweis der Grabfunde eine hohe gesellschaftliche Stellung einnehmen, waren aber nach dem Zeugnis der antiken Autoren und des frühen irischen Rechts im Allgemeinen den Männern in rechtlicher und politischer Hinsicht untergeordnet. Die Stammesgemeinschaft stellte häufig die höchste Organisationsform auch in politischer Hinsicht dar. Im Übrigen war die keltische Gesellschaft keineswegs egalitär, sondern vielmehr streng hierarchisch gegliedert. An der Spitze standen ein König (so noch im frühmittelalterlichen Irland) oder die Stammesaristokratie (so in Gallien zur Zeit Caesars), während Sklaven die unterste Schicht bildeten. Die übrigen Mitglieder der Gesellschaft waren durch verschiedene Abhängigkeitsverhältnisse untereinander verbunden, wobei Priester und Krieger eine bevorzugte Stellung einnahmen. In den von kriegerischen Auseinandersetzungen geprägten Schilderungen der antiken Autoren spielen begreiflicherweise die Angehörigen der militärischen Stammesaristokratien eine Hauptrolle. Auch in der Geschichte der archäologischen Forschung nehmen die Gräber jener führenden Gesellschaftsschicht einen hohen Rang ein und stellen nach wie vor eine Hauptquelle unserer Kenntnis der keltischen Kultur und Gesellschaftsstruktur dar.
 
Dr. Bernhard Maier
 
Literatur:
 
Birkhan, Helmut: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. Wien 1997.
 Duval, Paul-Marie: Die Kelten. Aus dem Französischen. München 1978.
 Lessing, Erich und Kruta, Venceslas: Die Kelten. Entwicklung und Geschichte einer europäischen Kultur in Bildern. Freiburg im Breisgau 1979.
 Spindler, Konrad: Die frühen Kelten. Stuttgart 21991.


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